Preisanstieg in Österreich seit 2009 rund ein Viertel höher als in Deutschland - Mietkostenanstieg als Preistreiber
12.07.2013, Verbraucherpreise in Österreich stiegen seit Mitte 2009 um 10,7 Prozent, in Deutschland nur um 7,5 Prozent. Im historischen Vergleich liegt die Inflation der letzten fünf Jahre mit 2,3 Prozent aber noch immer unter dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre. Für die höhere Inflation seit 2009 waren im Wesentlichen die Ausgabengruppen Verkehr, Wohnen und Nahrungsmittel verantwortlich. Preistreiber Mietkosten: Die Mieten stiegen mit 16 Prozent im Vergleich zu Deutschland drei Mal so stark und sind ein deutliches Signal für wohnungspolitischen Handlungsbedarf – 320.000 Mieter in frei vermieteten Wohnungen sind besonders betroffen. Inflationsprognose 2013: 1,9 Prozent.
Nachdem die Verbraucherpreise von ihrem letzten Tiefpunkt Mitte 2009 im Laufe der folgenden wirtschaftlichen Belebung bis zum dritten Quartal 2011 zwar auf einen sehr hohen Wert von 3,5 Prozent im Jahresabstand geklettert sind, bewegen sie sich seitdem wieder in Richtung 2 Prozent im Jahr. "Die Inflationsentwicklung in Österreich hat vielfältige Ursachen, von globalen Entwicklungen bis hin zu lokalen Marktgegebenheiten. Ein durch die Geldpolitik der EZB ausgelöster Kreditboom zählt jedoch nicht dazu, daher gehen wir davon aus, dass 2013 die Inflationsrate voraussichtlich nur 1,9 Prozent betragen wird", fasst Bruckbauer zusammen. Historisch betrachtet, lag die Inflation in den letzten fünf Jahren mit 2,3 Prozent nur geringfügig über dem Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre (2,2 Prozent) und sogar unter dem Durchschnitt der letzten fünfzig Jahre (3,6 Prozent).
Die Ökonomen der Bank Austria haben die Hintergründe und Konsequenzen der überdurchschnittlich rasch gestiegenen Belastung von Mieterhaushalten analysiert: Während die Konsumausgaben seit 2007 um insgesamt 13 Prozent nominell zulegten, sind die Ausgaben für Wohnen um 16 Prozent, davon die Ausgaben für Mietwohnungen sogar um 25 Prozent gestiegen. Trotz weitreichender Regulierungen im Mietwohnungsmarkt steigen die Mieten überdurchschnittlich stark und sind ein deutliches Signal für wohnungspolitischen Handlungsbedarf. Noch 2012 erhöhten sich die Mieten im Marktdurchschnitt um 4,4 Prozent bei einer Inflationsrate von 2,6 Prozent. Auch wenn der Preisanstieg 2013 generell schwächer werden wird, werden die Mieten weiter rascher als die gesamten Verbraucherpreise zulegen, voraussichtlich um 3 Prozent im Vergleich zu 1,9 Prozent Inflation. Davon sind die etwa 320.000 Mieter in frei vermieteten Wohnungen besonders betroffen.
Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl: "Die Ursachen für den Mietpreisanstieg der letzten Jahre sind vielfältig, aber in erster Linie die Folge der im Vergleich zum Angebot wesentlich rascher gestiegenen Nachfrage nach günstigen Mietwohnungen. Dabei spielt der rückläufige Anteil geförderter Neubauten eine Rolle, ebenso wie die Umleitung von Fördermitteln vom Neubau in die Sanierung und die Tatsache, dass der Sanierungsboom selbst zu einer Beschleunigung des Preisanstiegs vor allem im Mietwohnsektor führte. Nicht zuletzt lösten die hohen Preissteigerungen von Wohnimmobilien in Teilbereichen des Marktes deutliche Mietpreissteigerungen aus."
"Trotz des starken Anstiegs der Mieten in den letzten Jahren, ist Wohnraum in Österreich im europäischen Vergleich aber noch leistbar" betont Günter Wolf, Ökonom der Bank Austria. Dies zeigt zum Beispiel der relativ niedrige Anteil der Bevölkerung, der sich mit den Wohnkosten "überbelastet" fühlt. Im untersten Einkommensfünftel sind es rund 19 Prozent, im Vergleich zu 36 Prozent im EU-27-Durchschnitt. Wolf weiter: "Die noch vorteilhafte internationale Position Österreichs in Bezug auf die Wohnkosten darf jedoch nicht davon ablenken, dass einkommensschwache Haushalte infolge steigender Wohnkostenbelastungen zunehmend in prekäre Lebenssituationen geraten." Von den 1,1 Millionen armutsgefährdeten Menschen im Land leben knapp ein Drittel, und das mit steigender Tendenz, in überdurchschnittlich teuren privaten Mietwohnungen. Nach Abzug der Wohnkosten vom Einkommen wächst der Anteil der armutsgefährdeten Bevölkerung von 12 Prozent auf rund 26 Prozent der Gesamtbevölkerung. 2007 lag der vergleichbare Anteil bei rund 24 Prozent. Laut EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) verfügen armutsgefährdete Haushalte über weniger als 60 Prozent vom Haushaltsnettoeinkommen im Land: Bei Ein-Personenhaushalten wären das beispielsweise weniger als 12.800 Euro inklusive aller Sozialleistungen – auch der Wohnbeihilfen.
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