Austrian Airlines: Schwieriges globales Umfeld prägt 3. Quartal
28.10.2008, Austrian Vorstandsvorsitzender Mag. Alfred Ötsch zum Ergebnis: Die schwierigen Rahmenbedingungen des ersten Halbjahres haben sich erneut verschärft. Sowohl die insgesamt hohe wirtschaftliche Unsicherheit als auch die Finanz- und Bankenkrise verstärken den einsetzenden Wirtschaftsabschwung.
Die geografische Lage des Hub Wien verschafft uns deutliche Kosten- und Qualitätsvorteile für Umsteigeverbindungen in Richtung Osten. Die aktuelle Finanzmarktkrise, die sich abschwächende Konjunktur, die sich immer stärker auf die Flugnachfrage auswirkt, sowie die nach wie vor hohen Treibstoffpreise, die trotz dem zwischenzeitlichen starken Rückgang im Sommer noch nie dagewesene Höhen von über 140 USD/Barrel erreichten, führen zu einem extrem herausfordernden Jahr 2008. An die starke Performance des dritten Quartals 2007 konnte bedingt durch diese externen Einflussfaktoren im Jahr 2008 nicht angeschlossen werden. Das EBIT lag im dritten Quartal bei EUR -9,4 Mio. gegenüber EUR 42,7 Mio. im Vorjahr. Das Periodenergebnis sank in den ersten neun Monaten auf EUR -65,1 Mio. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte das erweiterte Angebot auf der Kurz- und Mittelstrecke von +4,0% von Jänner bis September gemessen in angebotenen Sitzkilometern in vielen Verkehrsgebieten gut abgesetzt (RPK +4,6%) und die Auslastung damit leicht gesteigert werden.
Das vierte Quartal wird aus heutiger Sicht durch einen abrupten Einbruch der Nachfrage, negative Effekte aus dem Fuel-Hedging und dem stärker werdenden USD beeinflusst sein. Der einsetzende Wirtschaftsabschwung führt bereits zu Buchungsrückgängen. Umsatzprognosen bis zum Ende des Geschäftsjahres ließen die bisherige Ergebnisprognose nicht mehr aufrechterhalten. Die erwarteten umsatzbedingten Ertragseinbußen sind höher als die Entspannung auf der Treibstoffkostenseite, sodass mit einem Jahresverlust vor Sondereffekten von EUR 100 Mio. bis EUR 125 Mio. für das Geschäftsjahr 2008 zu rechnen sein wird, der am 16. Oktober kommuniziert wurde.
Im Rahmen des laufenden Privatisierungsprozesses wurde vorerst keine Entscheidung über den Verkauf des ÖIAG-Anteils getroffen, der Aufsichtsrat der ÖIAG hat eine Verlängerung des Privatisierungsauftrags beantragt. Wir haben die Situation für das Unternehmen dargestellt und sind zuversichtlich, dass der Privatisierungsprozess positiv abgeschlossen werden kann. Maßnahmen, die bei einem Scheitern implementiert werden müssten, werden jedoch noch nicht eingeleitet, weil die Chance auf eine erfolgreiche Privatisierung intakt ist und Einschnitte dafür kontraproduktiv wirken könnten."
Ergebnissituation
Das dritte Quartal 2008 konnte an die traditionell starken Monate Juli bis September sowie das besonders erfolgreiche Jahr 2007 nicht anknüpfen. Das bereinigte EBIT sank in Folge des Allzeit-Hochs der Treibstoffpreise von bis zu 1.452 USD/Tonne (Rotterdam Notierung vom 3. Juli 2008), des Preisdrucks auf der Mittelstrecke und der Ergebnissituation auf der Langstrecke von EUR 49,3 Mio. auf EUR -8,8 Mio. Das EBIT lag im dritten Quartal mit EUR -9,4 Mio. gegenüber EUR 42,7 Mio. deutlich unter dem Vorjahr.
In den ersten neun Monaten lag das bereinigte EBIT infolge des deutlich negativen ersten Quartals bei EUR -14,5 Mio. gegenüber EUR 51,7 Mio. im Vorjahr. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Einstellung der Langstreckenrouten (Australien) mit Ende März 2007 zu einem verzerrten Vorjahresvergleich im ersten Quartal führt. In den ersten neun Monaten wurde insgesamt ein EBIT von EUR -34,0 Mio. erzielt (Vorjahr: EUR 52,8 Mio.).
Das Finanzergebnis verbesserte sich von Jänner bis September von EUR -45,4 Mio. im Vorjahr auf EUR -32,9 Mio. Diese Entwicklung war durch Abgänge im Beteiligungsportfolio geprägt. Darüber hinaus verbesserte sich das Finanzergebnis durch währungsbedingte Bewertungen von Wertpapieren infolge der USD-Entwicklung. Die aus der Bankenkrise resultierende Wertminderung aus der Notierung von Wertpapieren (available for sale) in Höhe von EUR 50,3 Mio. in den ersten drei Quartalen 2008 wurde erfolgsneutral im Eigenkapital erfasst.
Aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden im zweiten Quartal EUR 8,4 Mio. des vorhandenen aktiven Steuerabgrenzungspostens ergebniswirksam abgeschrieben. Im dritten Quartal sank das Periodenergebnis von EUR 29,2 Mio. auf EUR - 16,4 Mio. Auch das Periodenergebnis lag von Jänner bis September mit EUR -65,1 Mio. unter dem Vorjahr (EUR 20,6 Mio.).
Umsatz und Betriebsleistung
In den Monaten Juli bis September konnten die Flugumsätze um +1,8% auf EUR 674,0 Mio. gesteigert werden; dafür verantwortlich war der konsequent fortgesetzte Expansionskurs der Gruppe in den Kernmärkten CEE und Nahost, in denen eine überproportionale Steigerung der Flugumsätze erzielt wurde.
Trotz Redimensionierung der Langstrecke sowie Kapazitätsreduktionen im Segment Charter konnten die Flugumsätze in den ersten neun Monaten mit EUR 1.816,5 Mio. (-0,3% gegenüber Vorjahr) stabil gehalten werden. Die Frachtumsätze konnten trotz des reduzierten Angebots auf der Langstrecke um +4,1% auf EUR 106,5 Mio. gesteigert werden. Durch gestiegene Flugzeugvermietungen erhöhten sich in diesem Zeitraum die Umsätze aus Nebenleistungen mit EUR 75,4 Mio. um +9,1%.
Die Betriebsleistung konnte im dritten Quartal um EUR 6,1 Mio. auf EUR 714,8 Mio. leicht gesteigert werden bei einem - bedingt durch die schwachen Monate Jänner bis März – leichten Rückgang von -0,7% auf EUR 1.941,0 Mio. in den ersten neun Monaten.
Vermögenslage und Nettogeldfluss
Per 30.9.2008 lag der Bestand an liquiden Mitteln mit EUR 189,4 Mio. um EUR 42,0 Mio. unter dem Stand vom 30.6.2008. Die Eigenkapitalquote lag per 30.9.2008 bei 24,8% (30.6.2008: 26,3%).
Der Nettogeldfluss aus der operativen Tätigkeit lag in den ersten neun Monaten mit EUR 170,3 Mio. um -32,6% unter dem Vorjahreswert. Die Ursache hierfür liegt neben Veränderungen im Working Capital vor allem in dem unter dem Vorjahr liegenden Ergebnis.
Die Reduktion von Zukäufen langfristiger Wertpapiere und Auszahlungen aus dem Erwerb von Flugzeugen, übrigen Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten resultierte in Kombination mit Verkäufen langfristiger Wertpapiere und dem Verkauf der Anteile an TUI Österreich GmbH & Co. KG und der Wiener Börse Aktiengesellschaft in einem Nettogeldfluss aus der Investitionstätigkeit von EUR -36,2 Mio. gegenüber EUR -136,0 Mio. im Vorjahr. Der Nettogeldfluss aus der Finanzierungstätigkeit sank in den ersten neun Monaten auf EUR -143,5 Mio. gegenüber dem Vorjahreswert von EUR -249,4 Mio. infolge des Wegfalls von Tilgungen im Zuge von Flugzeugverkäufen im Vorjahr.
Mehr Betriebsaufwand durch extrem hohen Kerosinpreis
Der Betriebsaufwand lag in den ersten neun Monaten trotz der extrem hohen Treibstoffpreise bei EUR 1.975,0 Mio. nur +3,9% über dem Vorjahr. Der durchschnittliche Treibstoffpreis von 1.125 USD/Tonne von Jänner bis September lag deutlich über den Planungsannahmen. Im Juli wurden Höchstwerte von über 1.400 USD/Tonne erreicht. Der Treibstoffaufwand lag bei einer Steigerung von +33,6% gegenüber Vorjahr bei EUR 443,7 Mio.
Basierend auf einer Preisabweichung von über EUR 190 Mio. bedeutet dies eine absolute Steigerung von EUR 111,7 Mio., welche aus positiven Effekten aus dem USD/EUR-Wechselkurs und Treibstoffhedging im ersten Halbjahr sowie einer Angebotsrücknahme resultiert. Im dritten Quartal wirkten sich die gestiegenen Ölpreise noch stärker aus und führten zu einer Steigerung des Treibstoffaufwands gegenüber Vorjahr von +58,7% auf EUR 194,2 Mio.
Einem Rückgang der Anzahl der beschäftigten Mitarbeiter in den ersten neun Monaten standen kollektivvertraglich vereinbarte Indexabgeltungen und Vorrückungen gegenüber; dies führte zu einem stabilen Personalaufwand von EUR 382,4 Mio. (+0,5%).
Die Abschreibungen von Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten konnten von Jänner bis September um -3,6% auf EUR 196,7 Mio. durch die Reduktion der Langstreckenflotte im Vorjahr verringert werden. Die Sonstigen Aufwendungen lagen in den ersten neun Monaten primär getrieben durch Wechselkursverluste bei EUR 156,3 Mio. (Vorjahr: EUR 142,6 Mio.).
Segmente
In den Monaten Juli bis September stiegen die Flugumsätze des Liniensegments um +3,2% auf EUR 588,3 Mio. Dabei erhöhte sich der Einheitsertrag (errechnet als Flugumsätze/Revenue Passenger Kilometers) um +3,8% gegenüber Vorjahr; die Business-Class Passagiere konnten mit 10,6% der Gesamtpassagiere stabil gehalten werden. Die Rekord- Treibstoffpreise, die neben anderen Effekten zur schlechten Performance auf der Langstrecke beitrugen waren - gepaart mit der hohen Billgfluglinien-Dichte am Hub Wien - für das angespannte Ergebnis des dritten Quartals verantwortlich. Das EBIT verschlechterte sich im dritten Quartal auf EUR -9,2 Mio. gegenüber EUR 36,5 Mio. im Vorjahr. In den ersten neun Monaten stiegen die Flugumsätze trotz Langstreckenredimensionierung um 0,5% auf EUR 1.642,9 Mio., das EBIT verschlechterte sich auf EUR –33,8 Mio. (Vorjahr: EUR 43,4 Mio.).
Durch die Angebotsreduktion auf der Langstrecke um 13,2% infolge der Ende des ersten Quartals 2007 eingestellten Australienrouten und der ersten Anzeichen des globalen Nachfragerückgangs reduzierte sich die Passagierzahl von Jänner bis September mit 907.391 um -9,3% gegenüber dem Vorjahr, die Flugumsätze gingen auch aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr schwachen Sommers auf EUR 450,8 Mio. (-10,5%) zurück. Der Einheitsertrag blieb im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr stabil. Im Gegensatz dazu trug die Vergrößerung der Business-Class auf der Langstreckenflotte dazu bei, den Business-Class Passagieranteil von Jänner bis September um 0,9P. auf 11,2% zu erhöhen. Destinationsspezifisch zeigte sich ein unterschiedliches Bild. Die Entwicklung im Bereich Nordatlantik wurde durch die Finanzkrise in den USA und den nachhaltig schwachen USD im ersten Halbjahr geprägt. Die verschärften Visabestimmungen für Chinesen im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Peking wirkten sich ebenfalls negativ aus. Insgesamt war ein leichter Rückgang des Passagierladefaktors von 82,4% auf 82,2% in den ersten neun Monaten zu verzeichnen.
Auf der Kurz- und Mittelstrecke zeigte sich von Jänner bis September eine positive Entwicklung der Verkehrszahlen. Dabei stieg die Anzahl der beförderten Passagiere um 3,0% auf 6.350.943. Die Flugumsätze stiegen vor allem bedingt durch die gute Entwicklung in unseren Kernmärkten Focus East in Summe auf EUR 1.192,1 Mio. (+5,4% gegenüber Vorjahr).
In der Region Focus East stiegen die beförderten Passagiere überproportional um 8,2% auf 2.517.594 bei einer Angebotsausweitung von 9,3% (gemessen in angebotenen Sitzkilometern). Dabei konnte der Anteil der Business-Class Passagiere mit 11,6% der Gesamtpassagiere stabil gehalten werden. Die Auslastung verbesserte sich um 0,5P. auf 69,5% gegenüber Vorjahr. Speziell im Bereich Nahost konnte ein überproportionales Wachstum der Business Class Passagiere und des Ladefaktors – trotz des Rückgangs im Einzelmonat September durch den frühen Fastenmonat Ramadan – verzeichnet werden. Dieser Trend bestätigt erneut die strategische Ausrichtung auf den Kernmarkt Focus East (CEE und Nahost).
Das restliche Europa inkl. Inland war neben dem bereits erwähnten negativen Nachfragetrend speziell durch den intensiven Wettbewerb mit den Low Cost Carriern (LCC) geprägt. Am Hub Wien lag der durchschnittliche Anteil an LCC-Passagieren im ersten Halbjahr bei 23%; im Vergleich dazu lag zum Beispiel der Anteil in Zürich bei 10%. Insgesamt entwickelte sich die Anzahl der beförderten Passagiere mit 3.833.349 (-0,1% gegenüber Vorjahr) stabil. Der Reduktion des Angebots an Sitzkilometern von Jänner bis September von -1,0% stand ein Nachfragerückgang von -0,8% gegenüber. Dies führte zu einem um +0,2P. verbessertem Ladefaktor von 67,1%. Die Flugumsätze konnten mit EUR 663,0 Mio. (-0,5% gegenüber Vorjahr) nahezu stabil gehalten werden; gleichzeitig stieg der Einheitsertrag getrieben durch die Treibstoffzuschläge geringfügig um 0,3%.
Das Chartersegment verzeichnete in den ersten neun Monaten einen Rückgang des Angebots im Vergleich zum Vorjahr (-10,6% bei den ASK), der auf die Einstellung des Langstreckenverkehrs im Chartersegment und der Angebotsreduktion auf der Mittelstrecke zurückzuführen ist. Ein Wachstum konnte in den Ländern Ägypten, Irland, Schweden und Frankreich verzeichnet werden; die Türkei zeigte eine Verdoppelung der ASK. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 1.121.705 Passagiere befördert, dabei konnte der Passagierladefaktor im Vergleich zum Vorjahr um +2,6P. auf 82,4% gesteigert werden. Die Flugumsätze des Segments Charter lagen in den ersten neun Monaten bei EUR 173,6 Mio., das EBIT lag bei EUR –3,9 Mio.
Produkt- & Qualitätsverbesserungen
Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen den Erfolg der Qualitäts- und Serviceoffensive. Bei den World Airline Awards 2008, dem „Oscar“ der Flugbranche, belegten Austrian Airlines im weltweiten Vergleich erneut den ersten Platz beim Catering in der Business Class auf der Langstrecke und den ersten Platz in der Kategorie Flugbegleiter in Europa. Bei den Air Cargo Awards wurde Austrian Cargo zur „Besten Europäischen Fluggesellschaft 2008“ gekürt. Die gut angelaufenen und angenommenen Premium Service Flüge - ein qualitativ hochwertiges Langstreckenprodukt auf der Mittelstrecke - in den strategischen Kernmärkten unterstützen die Strategie.
Flotte
Ende März 2008 wurde eine Dash 8-300, die bereits über einen Leasevertrag mit Kaufvereinbarung an Caribbean Airlines vermietet war, an diese Fluggesellschaft übergeben. Davon abgesehen fanden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2008 keine Abgaben oder Übernahmen von Flugzeugen durch die Austrian Airlines Group statt. Zur Reduktion nicht benötigter Kapazitäten und zur Flottenbereinigung waren per Ende September 2008 zwei Airbus A340-300, ein Airbus A330-200, eine Boeing 737-600 und drei Embraer 145 außerhalb des Konzerns vermietet. Für die Expansion im Premium Service wurden 2008 vier bestehende Flugzeuge umgebaut. Zwei weitere bestehende Flugzeuge werden 2009 umgebaut. Im September wurde ein Vertrag zum Kauf von vier Bombardier Q400 Nextgen Flugzeugen sowie zwei weitere Optionen unterzeichnet. Diese Flugzeuge werden bei ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2010 zwei fünfzigsitzige Turboprops Dash 8-300 und zwei fünfzigsitzige Jets CRJ200 ersetzen. Damit wird ein weiterer Schritt zur Harmonisierung der Regionalflotte gesetzt.
ENDE Pressemeldung / Pressemitteilung Austrian Airlines: Schwieriges globales Umfeld prägt 3. Quartal
Über Austrian Airlines AG:
Hauptmärkte der Austrian Airlines sind im Sinn ihrer „Focus East“-Strategie der europäische Zentral- und Osteuropaverkehr sowie Verbindungen in den Mittleren Osten. Abgerundet wird das Angebot durch Langstreckenflüge nach Nordamerika und Fernost.
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